Einkäufer im Homeoffice – braucht es jetzt eine andere Art der Führung?

Vom Büro ins Homeoffice und wieder zurück, oder auch nicht. Im vergangenen Jahr hatte wohl jedes Unternehmen das Thema Homeoffice auf der Agenda. Abertausende Artikel und Blogs zeigten Führungskräften, was jetzt alles zu tun ist, wie Führung auf Distanz funktioniert und was man nicht alles machen müsse. Fragen Sie mich, wie Sie Ihre Einkäufer im Homeoffice führen sollten, dann bin ich geneigt zu antworten: „wie immer.“ Ich denke, dass es nicht unbedingt einen großen Unterschied im Führungsverhalten geben muss, wenn es darum geht, die Einkäufer im Homeoffice zu führen.

Warum bin ich dieser Meinung? Seit 2006 arbeite ich selbst, abgesehen von Projektzeiten, hauptsächlich im Homeoffice. Und ich führe mein Team auch ausschließlich virtuell. Dieses Konzept habe ich aus meinen vielfältigen und langjährigen Tätigkeiten in der Automobilindustrie mitgenommen. Auch dort waren wir große, international funktionale Teams, die über die ganze Welt verteilt zusammenarbeiteten. Dort habe ich bereits Ende der 90er-Jahre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter virtuell geführt. Was ich schon seit Jahren so handhabe, ist jetzt großflächig zum neuen Normal geworden – Homeoffice und Präsenz im Unternehmen wechseln sich ab. Als Leader sollten Sie in der Lage sein, Ihr Team von überall aus führen zu können.

Genaue Zielvorgaben und Termine im Blick

Die Aufgaben der Führungskraft haben sich auch im Homeoffice nicht verändert. Der einzige Unterschied ist der, dass der Mitarbeiter nicht nebenan im Büro sitzt oder ich nicht mal eben der Mitarbeiterin über den Flur etwas zurufen kann. Eine Führungskraft muss einfach klar ihre Ziele definieren, wie sie es bisher auch tat. Wesentlich für Führungskräfte ist es, die Termine im Blick haben und die Mitarbeiter zu unterstützen – das gelingt heute über die vielfältigen Kommunikationswege einfacher denn je. Im Büro kann es schnell passieren, dass Führungskräfte von einem Meeting zum anderen rennen und dadurch später zum verabredeten Termin mit dem Mitarbeiter kommen. Der Aufbau einer klaren Meetingstruktur für Führungskraft und Team unterstützt dabei, die Online-Termine pünktlich wahrzunehmen.

Vertrauen, Routinen und Wertschätzung

Diese drei Begriffe gehören unabhängig vom Homeoffice unabdingbar zu guter Führung. Aus meiner Erfahrung heraus, habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass Führung nur auf Basis von Vertrauen, Routinen und Wertschätzung funktioniert. Schließlich sind Ihre Mitarbeiter erwachsene Menschen und ein ständiger Kontrollzwang, ob diese nun am PC sitzen, ist meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. Die Arbeit im Homeoffice erfordert, wie die im Büro auch, regelmäßige Kommunikation und Struktur. Videokonferenzen über Microsoft Teams, Zoom oder andere Plattformen sorgen heute leichter denn je für eine einfache virtuelle Kommunikation. Daily Calls von 20 Minuten im Team zum Start in den Arbeitstag sind eine gute Routine, um abzuklären, welche Punkte für den Tag angesetzt sind und was Priorität hat. Selbstverständlich obliegt es auch den Einkäufern selbst ihre Verantwortungsbereiche zu organisieren. Ein moderner, strategischer Einkäufer ist ein Warengruppenmanager und hat seine Ziele und sein Unternehmen klar im Blick. Er schätzt eine Führungskraft, die ihm als Leader und Mentor respektvoll zur Seite steht.

Technische Ausrüstung und Programme fürs Homeoffice

Gezieltes Arbeiten im Homeoffice ist selbstverständlich nur dann möglich, wenn die technische Ausrüstung und die notwendigen Programme vorhanden sind. In meinem Team arbeiten wir beispielsweise über ein Kanban Board, auf das jeder Zugriff hat. Es gibt viele Möglichkeiten über online Tools zu arbeiten, in denen Maßnahmen und Pläne festgehalten werden. Die nötige Hardware sollte jedem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden – und diese darf auch genutzt werden. Zu Beginn der Homeoffice-Phase waren viele noch gehemmt, ihre Videokamera anzumachen. Doch ich finde es enorm wichtig, damit das Persönliche nicht verloren geht.

Argumente für mehr Homeoffice

Ich persönlich bin ein absoluter Fan des Homeoffice. Selbstverständlich gilt es abzuwägen, welcher Mitarbeiter und welche Mitarbeiterin im Homeoffice arbeiten kann. Das hängt von vielen Faktoren ab – für manche ist zum Beispiel der soziale Kontakt enorm wichtig, weshalb sich eine Hybrid-Variante empfiehlt. Bei verschiedenen meiner Kunden, die modern und gut strukturiert aufgestellt sind, ist es mittlerweile selbstverständlich, Homeoffice-Phasen zu gewähren. Gerade im Einkauf herrscht viel Publikumsverkehr. In großen, funktionalen Abteilungen kommen die Kollegen aus anderen Abteilungen mit ihren Themen direkt ins Office – und das Telefon steht auch nicht still. Oftmals fehlt es an der Ruhe, sich über einen längeren Zeitraum auf eine Arbeit zu konzentrieren – das Homeoffice ist die ideale Lösung. Und es ist ja nicht nur so, dass wir im Homeoffice arbeiten, sondern „we work from anywhere“, wie es mein Kollege Niels Brabandt letztens auf den Punkt brachte. Das Gehirn funktioniert schließlich auch außerhalb der „Schreibtischzone“ – ob in der Küche oder auf dem Balkon. Wir sollten uns frei machen von Gedanken, dass Arbeit nur an bestimmten Plätzen und unter „Aufsicht“ möglich sei. Arbeiten alle ziel- und lösungsorientiert an ihren Projekten, geht es weniger um den Ort als vielmehr um eine Führung auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung – fordernd und fördernd.

Wollen Sie sich zum Thema Einkäufer im Homeoffice austauschen? Dann nutzen Sie einen Boxenstopp mit mir.


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