Innovation im Einkauf – neue Wege in die Zukunft

Traditionsunternehmen meldet Insolvenz an – früher Marktführer, heute bankrott – eine Ära geht zu Ende. Solche und ähnliche Schlagzeilen sind nicht selten in den Medien zu lesen. Angesichts der Transformation im Zuge der Industrie 4.0 sind viele Unternehmen, die nicht innovativ sind, die vielfältige Chancen nicht nutzen und im internationalen Wettlauf keine Vorreiter-Rolle einnehmen, auf der Strecke geblieben. Auch der Einkauf ist bei Innovationen von großer Bedeutung, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten.

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Innovationen liegen aber nicht einfach so auf der Straße herum – großartige Ideen, die fast schon über Nacht zu einem milliardenschweren Unternehmen wachsen, haben Seltenheitswert. Konzerne und große wie mittelständische Unternehmen müssen sich davor hüten, nicht von den zahlreichen innovativen Start-ups überholt zu werden. Konzerne sollten beim Thema Innovation daher vielmehr mit Start-ups zusammenarbeiten und lernen von deren Know-how zu profitieren.

Brücken bauen zwischen Konzern und Start-up

Die Zukunft erfordert ein Umdenken beim Einkauf und bei den Zulieferern. Das Know-how der Konzerne und ihrer bisherigen Zulieferer wird auf Dauer nicht mehr ausreichen. Beide suchen daher die Nähe zu Start-ups. Vordenker sind gefragt, die schnell und unkonventionell arbeiten. Einige Fahrzeughersteller beispielsweise, betrachten Start-ups wie eine ausgelagerte Entwicklungsabteilung und unterstützen sie mit erheblichen Investitionen – oder kaufen sie gar ganz. 

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, das gilt auch für Start-ups und Konzerne. Doch ist es ein schmaler Grat zwischen dem, was man an seinem Gegenüber schätzt und dem, was einem am anderen stört. Wenn Konzerne mit ihren Standards und Kontrollstrukturen auf Start-ups mit ihren kreativen Arbeitsweisen treffen, folgt auf anfängliche Euphorie oftmals eine Phase der Blockade. Wege trennen sich wieder. Und das, obwohl das Start-up vielleicht gerade an der Lösung arbeitet, die für den Konzern in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil bedeuten könnte. Ein wichtiger Aspekt für eine konstruktive Zusammenarbeit von Konzern und Start-up sind daher die Rahmenbedingungen. Start-ups „auf der grünen Wiese“ wie im Silicon Valley werden bestaunt, Anreize, es ihnen gleich zu tun, aber häufig versäumt. Wenn sich interdisziplinäre Teams aus Ökonomen, Informatikern, Technikern und Spezialisten in Design und Marketing hierzulande zusammentun, dann bleiben ihnen meist nur die teuren Großstädte. Doch der Trend geht derzeit, gerade auch unter jüngeren Leuten, in eine andere Richtung. Ich bin daher sicher, dass sich auch hierzulande Fachkräfte für attraktive, großzügige Räume auf der grünen Wiese und in Industrienähe begeistern lassen. Mein Tipp an Zulieferunternehmen lautet: Durch den Zusammenschluss mit einem Start-up können sie gemeinsam an Ausschreibungen teilnehmen. Es erhöhen sich die Chancen auf eine bevorzugte Partnergesellschaft für die Automobilindustrie. Mein Tipp an Einkäufer lautet: Stellt ein gemischtes Team aus Einkauf, Entwicklungsabteilung und Marketing auf, das die Verantwortung übernimmt, bestimmte Bauteile einzukaufen. Werden Lieferantenkooperationen zum Modullieferant und treffen im Konzern auf interdisziplinäre Teams ist das die optimale Voraussetzung für Innovationen.

Der Lieferant als Innovationsquelle

In Gesprächen mit meinen Kunden betone ich schon seit vielen Jahren einen der wohl wichtigsten Aspekte, wenn es um Innovation geht: Sprecht mit den Lieferanten. Das Gespräch mit den Lieferanten bietet die Möglichkeit, nah am Geschehen zu sein und innovative Technologien direkt aus erster Hand zu erhalten. Daher rate ich auch jedem Einkäufer, sobald es wieder möglich ist, in die Werkstatt zu gehen, intensiv mit den Lieferanten zu kommunizieren und auf deren Lösungen, Entwicklungen und Innovationen zu achten. Die Brücke zu bauen, zwischen Lieferanten und Unternehmen ist essenziel wichtig, um in Zukunft gewinnbringend agieren zu können. Der Einkauf erleichtert nicht nur den Austausch innerhalb des Unternehmens, sondern ist auch ein erfolgreicher Vermittler zwischen den Akteuren der Supply Chain. Als solche sind sie die treibende Kraft hinter einer neuen Form der Innovation.

Ernest Young und das Fraunhofer Institut haben hierzu eine interessante Studie veröffentlicht.[1] In dieser wird davon gesprochen, dass nur wenige Unternehmen den Eingangs-Prozess von Lieferanten in Innovationen definiert haben. Dort heißt es unter anderem: „Eine wichtige Voraussetzung zur Nutzung von Ideen und Innovationen der Zulieferer ist die Sicherstellung, dass diese zielgerichtet an relevante Stellen im Unternehmen vermittelt werden und überhaupt an das einkaufende Unternehmen adressiert werden können. […] Zudem wird es dem Einkauf so ermöglicht, sein eigenes Beschaffungsmarktwissen in die Entscheidungsprozesse mit einzubringen. Weiter gilt eine klare Bewertung von Ideen und Innovationen durch funktionsübergreifende Stellen als Erfolgsfaktor für Innovationen.“ 

Sind Ingenieure die Einkäufer der Zukunft?

In einem Punkt muss ich der Studie von Ernest Young und dem Fraunhofer Institut jedoch widersprechen. Meiner Meinung nach sind Ingenieure nicht die Einkäufer der Zukunft. Wir brauchen keine Ingenieure, die sich fünf Stellen nach dem Komma aufhalten, auch nicht bei Innovationen. Was wir vielmehr brauchen, sind Einkäufer mit Gespür, mit Kommunikationsfähigkeit, mit Team- und Projektmanagementgeist sowie Offenheit für die Digitalisierung und Transformation – das ist die Arbeitsweise der Zukunft für den Einkäufer.

Von Partnerschaften profitieren

Werden Innovationen allein im stillen Kämmerlein ausgearbeitet, stößt man schnell an Grenzen. Ich persönlich setze bei diesem Thema auch auf starke Kooperationspartner, die sich intensiv damit beschäftigen. Einer meiner Partner informiert mich regelmäßig über Technologie-Innovationen, um so ein Gefühl zu bekommen, um welche Art Innovationen es sich handelt. Allein in dieser Datenbank sind rund 45.000 Innovationen und Trends aus allen Branchen weltweit aufgezeigt. Nutzen auch Sie die Chance, von Kooperationspartnern und Start-ups zum Thema Innovation zu profitieren. 

Wollen auch Sie im Einkauf innovativer werden und die Chance neuer Wege nutzen? Dann legen Sie gerne einen Boxenstopp bei mir ein und lassen Sie uns gemeinsam sprechen. 

[1]https://www.bme.de/fileadmin/_horusdam/4190-Vorstudie_Einkauf_40.pdf

 


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*Der einfacheren Lesbarkeit halber verwenden wir auf dieser Website das generische Maskulinum. Es ist uns wichtig zu betonen, dass alle Geschlechter sich gleichermaßen angesprochen und willkommen fühlen dürfen.