Versorgungssicherheit trotz Lieferkettenstörung – ist das überhaupt möglich?

Verantwortliche innerhalb der Supply Chain stehen aktuell vor großen Herausforderungen und rücken in der Industrie stark in den Fokus. Sie wollen in Zeiten von Krisen und chaotischen Marktbedingungen weiterhin das Unternehmen versorgen, den Produktionsstillstand verhindern, Geld verdienen, die Kosten im Blick haben. Doch wie ist das möglich, wenn die Lieferketten immer wieder gestört sind?

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Lieferkettenstörungen sind für den Einkauf ein bewegendes Thema. Eines der wohl bekanntesten Beispiele dazu sind die Halbleiter. Doch auch in anderen Branchen wird es immer schwerer, Material zu erhalten. Die Container-Preise steigen weiter, die Arbeitsbedingungen in der Seefracht-Logistik sind hierbei ein großes Thema. Es gibt viele Gründe, warum die Produktion zum Jahresende hin nochmals einen deutlichen Knick bekommen kann. Manche Unternehmen reagieren aufgrund fehlender Teile weiterhin mit Produktionskürzungen und Kurzarbeit. Alles in allem ist das eine toxische Mischung. Im Umkehrschluss bedeutet das, am besten schnell zu handeln und die Lieferketten zu sichern.

Neue Ideen und Lösungen müssen her

Eine Grafik des IWF (Internationaler Währungsfonds) zeigt genau, wie der Index zur Darstellung von Lieferkettenstörungen in Punkten zu betrachten ist. Je höher der Wert, desto mehr Störungen gibt es. Dieser Index wird vom IWF aus der Differenz aus Lieferzeiten- und Produktionsindizes des Einkaufsmanagerindex PMI errechnet.

Betrachten wir Europa, USA und China, stellen wir fest, dass der Wert in der Eurozone bereits bei über 60 PMI liegt. In den USA liegen wir bei 30 und in China bei 20 PMI. Darauf bezogen sagte erst kürzlich ein Kunde zu mir: „Endlich ist der Einkauf mal im Fokus. Nur leider aus den falschen Gründen.“ Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Die Task Forces sind mittlerweile zum Normalzustand im Einkauf geworden. So hatten wir aufgrund des großen Themas rund um die Container Anfang des Jahres einen Zug aus China organisiert, der die benötigten Kabelsätze liefern sollte. Wir wollten sprichwörtlich die Herausforderungen umschiffen, doch dann machte uns die dramatische Lage in der Ukraine einen Strich durch die Rechnung und der Zug fuhr nicht mehr. Neue Ideen mussten her. Wir Verantwortlichen im Supply Chain Management sind ständig gefordert, neue Lösungen zu finden. Das war auch in einem weiteren Beratungsmandat gefragt. Dort gab es Lieferschwierigkeiten bei elektronischen Bauteilen. Mein Plan war es, zusammen mit dem Kunden ein Projektteam zu formen, das ähnlich arbeitet wie eine Task Force. In einem wesentlichen Punkt unterschieden wir uns dann doch davon: Wir hatten die Erlaubnis der Geschäftsleitung, uns in einem festgelegten Zeitfenster ausschließlich auf die Thematik Beschaffungsstrategie bzw. Lieferschwierigkeiten zu konzentrieren.

Beschaffungsstrategien – welche ist richtig?

Das Team war hochmotiviert, denn endlich gab es Zeit für Strategie. Und das auch noch mit der Unterstützung der Geschäftsleitung. Wir konnten zwar auch nicht zaubern, doch hatten wir den Kopf frei, um Lösungen auszuarbeiten und einen Plan zu erstellen. Unser Ziel war es, weitestgehend unabhängig von bestimmen Lieferquellen zu werden. Hierzu habe ich meine Bewertungsliste zur Festlegung von der Beschaffungsstrategie gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Supply Chain angewandt. Der Fokus lag dabei stark auf den Produkten. Wir stellten uns daraufhin die Frage, welche Strategie wir verfolgen möchten: Dual Sourcing, Multiple Sourcing, Global Sourcing, Local Sourcing oder Modular Sourcing. Unsere Wahl fiel auf Dual Sourcing, sprich die Doppelquellen-Beschaffung. Bei dieser Strategie hat der Einkäufer vor allem dann alles richtig gemacht, wenn die beiden Quellen nicht aus einem Land stammen, denn zwei Anbieter aus China helfen einem auch nichts, wenn es dort zum Lieferstopp kommt.

Erfolg bei der Sicherung der Lieferkette

Dem Projektteam gelang es durch eine gute Strategie, eine Versorgungssicherheit bis 2025 zu erreichen. Die Unterstützung und das Commitment der Geschäftsleitung, dem Team die notwendigen und regelmäßigen Fokuszeiten einzuräumen, war hierbei entscheidend für den Erfolg. Das half ebenfalls, im Chaos den Überblick zu behalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir konnten gemeinsam mit alten und neuen Geschäftspartnern Lösungen finden, die die Abhängigkeiten reduzierten, handelten gute Long Term Agreements und Letter of Intent aus und lernten aus diesem Projekt viel für die Zukunft – denn eines ist mittlerweile leider sicher: Die nächste Krise kommt bestimmt.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem Einkauf mit Lieferkettenstörungen gemacht? Ihre Erfahrungen dahingehend interessieren mich sehr – lassen Sie uns gerne in den Austausch gehen auf LinkedIn oder in einem persönlichen Termin.

Mehr zu diesem und anderen Themen für zukunftssichere Strategien im Einkauf gibt es auch zum Nachhören in meinem Podcast.


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